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Medienmitteilungen

Vielschichtig und verantwortungsvoll

Der Einsatz des Bündner Zivilschutzes in Bondo – Medienmitteilung vom 4.9.2017

Seit dem ersten Abend nach dem Felssturz am Piz Cengalo und dem ersten Murgang bis ins Dorf Bondo steht auch der Bündner Zivilschutz im Bergell ununterbrochen im Einsatz. Bis zu 40 Zivilschutz-Angehörige unterstützen seit knapp zwei Wochen in verschiedensten Funktionen die Einsatzkräfte, insbesondere in den Bereichen Verkehr, Transport und Betreuung.

"Wir achten darauf, dass die Wiederholungskurse der kantonalen Kompanie und der 12 regionalen Kompanien übers ganze Jahr verteilt stattfinden. Damit schaffen wir die Möglichkeit, bei derartigen Ereignissen Leute direkt aus dem WK abziehen zu können", sagt Adrian John, Zivilschutz-Bereichsleiter im Amt für Militär und Zivilschutz des Kantons Graubünden. "Deshalb standen am 23. August bereits neun Stunden nach Eingang der ersten Alarmmeldung in der Einsatzleitzentrale die ersten Zivilschützer in Bondo im Einsatz", erläutert Martin Bühler, Amtsleiter und Chef des Kantonalen Führungsstabes. Um 16.30 Uhr war in Schiers Befehlsausgabe an Teile der WK-Kompanie Prättigau, ab 21.30 Uhr stand das Detachement in Bondo bereits im nächtlichen Einsatz.

Als "unspektakulär, aber wichtiges Rad im Getriebe", bezeichnet Bühler die sehr vielseitigen Tätigkeiten des Zivilschutzes in Bondo. "Das einzige, was uns fehlt, sind grosse Maschinen", präzisiert John. Für vieles andere ist der Zivilschutz ausgerüstet und ausgebildet. Zu den ersten und wichtigsten Aufgaben gehörte die Betreuung jener 38 Evakuierten, die nach dem ersten Felssturz nicht schon anderswo untergekommen waren.

Im Garten des Centro Sanitario Bregaglio, dem kleinen Notfallspital unterhalb Soglio, wurde eine Feldküche eingerichtet, aus der bis zu 90 Mahlzeiten an die verschiedenen Positionen und Gruppen der Einsatzkräfte geliefert werden.

Im Gemeindehaus von Bondo unterstützt der Zivilschutz den Gemeindeführungsstab beim Betrieb eines Kommandopostens sowie einer mehrsprachigen Hotline. Weil auch die Stromversorgung nicht mehr als gesichert galt, brachte der Zivilschutz ein Notstromaggregat mit, das mit einer Leistung von 48 Kilowatt den Strombedarf der Zentrale abdecken kann. Diese Massnahme erwies sich als guter Schachzug: Als das Gemeindehaus vorübergehend evakuiert und später wieder als Zentrale reaktiviert wurde, konnte damit das ganze Gebäude mit Strom versorgt werden.

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Bilder (von links): Die Kontrolle der Zufahrt ist eine der Aufgaben des Zivilschutzes. - Im Kommandoposten unterstützen Zivilschutz-Angehörige den Führungsstab. - Aus der Feldküche werden täglich bis zu 90 Einsatzkräfte verpflegt.

Ebenfalls von Zivilschutz-Angehörigen betreut werden verschiedene Zufahrten und Wege, wo einerseits die Berechtigungen auf Zufahrt kontrolliert und anderseits Unberechtigte zur Weiterfahrt angewiesen werden.

In der zwischenzeitlich ruhigeren Phase vor dem dritten Murgang am 31. August kamen Zivilschützer auch in der Sperrzone, dort wo Bagger im Auffangbecken eingesetzt wurden, zum Einsatz. Für jede einzelne Maschine war eine Person verantwortlich, die direkt alarmiert werden konnte. Damit wurde sichergestellt, dass jeder Baggerführer trotz Lärm und Konzentration auf seine Arbeit bei neuerlicher Gefahr sofort gewarnt ist. Zumal die Zeit zur Flucht äusserst kurz ist, wie Martin Bühler erklärte. "Bei schönem Wetter sind es vier Minuten, bei Schlechtwetter zwei Minuten."

Ebenfalls vom Zivilschutz betreut und koordiniert wurde die Begleitung von Anwohnern in ihre Häuser zwecks Holen von Kleidern und Hausrat. An einem Checkpoint können sich die Evakuierten melden, die dann durch ein Team, bestehend aus Zivilschutz und Polizei, zu ihrem Haus geführt werden. Ortsansässige, worunter Direktbetroffene, halfen von Anfang an den ortsfremden Zivilschutz-Angehörigen, die Einwohner und deren Wohnsitz zu identifizieren.

Zivilschutzleute waren auch daran beteiligt, gemeinsam mit der Polizei auf dem Parkplatz Lera im Val Bondasca Wertsachen und weitere Gegenstände aus 35 dort stehenden Fahrzeugen von Ausflüglern und Wanderern zu holen und per Helikopter in Sicherheit zu bringen. Und schliesslich standen an den ersten Tagen auch Mitglieder des Care Teams, das im Kanton Graubünden organisatorisch dem Zivilschutz zugeordnet ist, im Einsatz.

"Zusammengezählt ist der Zivilschutz seit dem ersten Ereignis in der Stärke eines Zuges vor Ort", sagt Adrian John. Nach anfänglich 39 Personen, ging es auf 32 und dann 26 zurück, bevor am Montag nun 30 neue Zivilschutz-Angehörige einrückten – allesamt aus den verschiedensten Funktionsbereichen Pioniere, Stabsassistenten, KP- und Funk-Mitarbeiter, Betreuer, Logistik, Verpflegung und Transport. Und so schnell wird sich der Zivilschutz nicht aus Bondo zurückziehen können – weitere Aufgebote bis mindestens 18. September sind eingeleitet.