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Die Rolle der Frau im Zivilschutz im Kanton Waadt

Weltweit wird dieses Jahr «die Rolle der Frau im Zivilschutz und der zivilen Verteidigung» gewürdigt. Lange Zeit war dieser Einsatz ausschliesslich den Männern vorbehalten. In den Rängen des Zivilschutzes finden sich aber auch Frauen, die sich mit Hingabe und Begeisterung engagiert haben. Ein Blick auf das Waadtland…

Bereits 1969 konnte im freiwilligen Instruktorenkurs des Sanitätsdienstes mit Yvette Burgat die erste Frau begrüsst werden. Siebzehn Jahre später rückt sie auf zum «ständigen Instruktor» beim Waadtländer Zivilschutz. In einem Interview mit der Tagespresse wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass sie die erste Frau in einer derartigen Stellung sei. Ganz zu Beginn ihrer Laufbahn stand das Bedürfnis, der Allgemeinheit zu dienen und schlichtweg zu wissen, was bei einem Unfall zu tun sei. Begeistert von der Vielzahl der Aufgaben des ZS spezialisierte sie sich auf den Rettungsdienst (Sanität). Sie wird «Sanitätschef» der Gemeinde Morges und führt 1988 in enger Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz einen Kurs für das Pflegepersonal der sanitätsdienstlichen Schutzanlagen ein.

Frau Burgat – unterdessen im Ruhestand – erinnert sich sehr gern zurück. «Bisweilen musste man unter Beweis stellen, dass man besser war, um als ebenbürtig, als Kollege angesehen zu werden. Es gab keine weibliche Bezeichnung der Funktionen, aber das störte mich nicht.» Sämtliche Weiterbildungen standen ihr offen. In der Praxis führte ihre weibliche Sicht der Dinge bisweilen dazu, dass eine anderer Lösungsweg in Betracht gezogen wurde.

In den 90er-Jahren führte auch die Region Aigle eine Neuerung ein: Armande Rochat wurde zur «Ortschefin » ernannt. Diese Funktion entspricht derjenigen eines Kommandanten in der aktuellen Struktur der Waadtländer ORPC (Organisation Régionale de Protection Civile).

2010 wurde Frau Corinne Brandt als Stellvertreterin des Kdt des ORPC in Lausanne-Est ernannt – erneut eine Premiere in der Westschweiz. «Es gibt nicht genug Frauen im Zivilschutz», hat sie mir eines Tages anvertraut. «Die Sensibilität der Frauen, auch ihre privaten Erfahrungen bergen ein grosses Potenzial für Reflexionen und Führungsaufgaben». Auch sie ist nur zufällig zum ZS gestossen und war sofort begeistert von der Vielzahl an Aktivitäten. Frau Brandt findet ihr Engagement, das ganz konkret mit der Katastrophe von Gondo begonnen hat, sinnvoll. Der Umstand, eine Frau zu sein, war nie ein Hindernis. «Wichtig ist, seine natürliche Weiblichkeit zu bewahren und professionell zu agieren. Es ist aber auch so, dass ich immer sehr viel für meine Ausbildung getan habe, ich wollte den Anforderungen gewachsen sein!» Der Kdt des ORPC in Lausanne-Est, Herr Jean-François Delessert, schätzt im Alltag die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Frau Brandt: «Jeder kennt seinen Platz und seinen Verantwortungsbereich. Wir haben nicht immer die gleichen Ansichten, finden aber stets einen guten Kompromiss. Die Vorteile? Für eine Frau sind die menschlichen Beziehungen, die Sorgen der Menschen und deren Sicherheit sehr wichtig. Sie ist ganz selbstverständlich dazu bereit, sich mit Leib und Seele dem Wohle aller zu verschreiben.» Weitere Vorteile seien das stete Streben nach der besten Lösung, die Sorgfalt bei der Erarbeitung und die Sorge, nichts zu vergessen.

Laut Frau Brandt kennen die Frauen die Einsatzmöglichkeiten nicht gut genug. «Dabei gibt es so viele Themenbereiche zu entdecken. Es braucht nur ein wenig Neugier und Begeisterungsfähigkeit, um sich verwirklichen zu können!»
Vanessa Maurer
Abteilung Kommunikation des Waadtländer ZS