Gunnar Henning für sein grosses Schaffen geehrt
Am 20. April hielt der Schweizerische Zivilschutzverband (SZSV) in Luzern seine 11. Generalversammlung ab. Die von der ZSO Pilatus perfekt und bei Kaiserwetter organisierte Veranstaltung vor rund 120 Anwesenden stand ganz im Zeichen einer Rochade im Vorstand und von verdienten Ehrungen. So wurde Gunnar Henning für fast 40 Jahre im Dienste des Zivilschutzes die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
SZSV-Präsident Walter Müller durfte rund 120 Anwesende begrüssen, welche im KKL insgesamt 259 Stimmen vertraten. Soviel vorweg: Dass das absolute Mehr bei 130 lag, war an diesem Freitagmorgen nicht relevant. Sämtliche Entscheide fielen einstimmig. Der Präsident lobte eingangs die Gastgeberstadt, die seit 2007 über ein systematisches Sicherheitsmanagement verfügt. Luzern investiert vorbildlich in die Sicherheit und hat diesbezüglich schweizweit eine Führungsrolle übernommen. Nach der Begrüssung der Ehrengäste und Ehrenmitglieder erteilte Müller dem Justiz- und Sicherheitsdirektor des Kantons Luzern, Paul Winiker, das Wort. Dieser betonte die Wichtigkeit des Zivilschutzes als Teil des Sicherheitsverbundes. «Er ist ein verlässlicher Partner und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht.» Auch die Luzerner Regierung unterstütze die laufende BZG-Revision, sagte Winiker. Für ihn ist klar: Die Kaderausbildung muss weiter professionalisiert werden mit dem Ziel, dass der Zivilschutz den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung gewährleisten kann. Winiker dankte dem Plenum, dass es sich für einen starken und einsatzorientierten Zivilschutz einsetzt.
Der Verband als Dienstleister und Lobbyist
Nachdem sich alle zu Ehren des verstorbenen Freimitgliedes Rolf W. Trachsel zu einer Schweigeminute erhoben hatten und im Rahmen der Mutationen unter anderem verkündet wurde, dass dem Verband noch 96 Zivilschutzorganisationen angehören, ging Walter Müller kurz auf die wichtigsten Punkte seines mit der Einladung versandten Jahresberichtes ein. Mittlerweile, so Müller, habe der SZSV ein grosses und dichtes Netz gespannt, um auf allen Stufen die Interessen der Zivilschutzverantwortlichen und der Dienstleistenden wirkungsvoll zu vertreten. Die Bildung von acht Zonen habe sich ebenso bewährt wie die Etablierung der Technischen Kommission als eigentliche Wissensplattform. «Die TK entwickelt sich als kompetente Dienstleisterin immer weiter», hielt der SZSV-Präsident fest. Er ging aber auch auf den wenig erfreulichen Rückgang der Neurekrutierungen für den Zivilschutz ein, welche ihn im Nationalrat zum Einreichen einer Interpellation veranlasst hatten. Zur Erinnerung: Seit 2014 konnte die jährlich erforderliche Zahl von 6000 Neurekrutierungen für den Zivilschutz nicht mehr erreicht werden, welche unabdingbar sind, um den Sollbestand von 72000 Zivilschützern zu halten. Für Müller ist längst klar: «Wir müssen handeln!» So will er vom Bundesrat wissen, wie dieser den deutlichen Rückgang begründet und welche Massnahmen er ergreifen will.
Am Beispiels des Bergsturzes vom 23. August 2017 am Pizzo Cengalo zeigte der SZSV-Präsident die Wichtigkeit des Zivilschutzes für die Schweiz auf. Für ihn ein «deutlicher Hinweis», dass bei den anstehenden Reformen in den Kantonen die Bestände nicht aus finanziellen Gründen vernachlässigt werden dürfen. Nachdem sein Jahresbericht mit Applaus und oppositionslos genehmigt wurde, betonte Walter Müller einmal mehr: «Mein Gewicht auch in Bundesbern ist nur so gross, wie Sie mir und dem Verband Unterstützung gewähren!»
Fast 200 Anmeldungen für die Fachtagung
Für die Technische Kommission blickte Martin Erb auf das vergangene Jahr zurück. Auch er betonte, dass die TK mehr denn je ein Fachgremium sein müsse. Apropos: Bis zur GV hatten sich bereits 196 Interessierte für die Fachtagung am 8. Mai in Olten angemeldet. Noch kann man dies weiterhin tun.
Der scheidende Zonenkoordinator Gunnar Henning betonte die Wichtigkeit der Zonen und den erfreulichen Umstand, dass mittlerweile alle Leitungen der acht Zonen besetzt sind. Als seinen Nachfolger schlug er Reto Scacchi vor. Danach waren bei ihm vor allem Worte des Dankes angesagt, schliesslich verlas er den Jahresbericht zum allerletzten Mal. Beide Berichte, TK und Zonen, wurden mit Applaus und ohne jede Diskussion genehmigt.
Kassier Stephan Eng erläuterte gewohnt souverän die Jahresrechnung. Sie schliesst mit einem Verlust von Fr. 8902.30 ab und wurde ebenso einstimmig gutgeheissen wie später das Budget, welches ein Minus von Fr. 2895.– vorsieht.
Zwei neue Köpfe im Vorstand
Zu den Wahlen: Seit 2012 bereits präsidiert Walter Müller den Schweizerischen Zivilschutzverband. Als Nationalrat und insbesondere als Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission sei er «unsere Stimme in Bern», wie SZSV-Vizepräsident Walter Giori sich ausdrückte. Mit grossem Applaus wurde Walter Müller in seinem Amt bestätigt. Der restliche Vorstand mit Franco Giori, Stephan Eng, Martin Erb, Christoph Flury, Sylvain Scherz und Guido Sohm wurde in globo und mit Applaus ebenso einstimmig wiedergewählt.
Aus dem Vorstand verabschiedet wurden hingegen Gunnar Henning und Marcel Wirz. Für Henning und Wirz wählte die GV einstimmig und mit Applaus Reto Scacchi (Ressortleiter Ausbildung und Einsatz im Zivilschutz Basel-Stadt) und Michel Elmer (Leiter Bevölkerungsschutz Feuerwehr/Zivilschutz in Dübendorf) in den Vorstand. Scacchi wird, wie von diesem vorgeschlagen, neu auch die Funktion Hennings als Zonenkoordinator bekleiden.
Zivilschützer oder Zivilschützerin des Jahres gesucht
Martin Erb als Leiter der Technischen Kommission stellte die Idee der Wahl eines oder einer «Zivilschützer/in des Jahres» näher vor, mit welcher die Leistungen des Zivilschutzes in der Öffentlichkeit näher bekanntgemacht werden sollen und die Identifikation der Zivilschutzangehörigen mit dem Zivilschutz verstärkt werden soll. Als «Zivilschützer/-in des Jahres» ausgezeichnet werden können Angehörige des Zivilschutzes, die besondere Leistungen erbracht haben, aber auch Zivilschutzorganisationen, die durch Aussergewöhnliches aufgefallen sind. Auch Politiker oder andere Einzelpersonen mit spezieller Affinität zum Zivilschutz können vorgeschlagen werden.
Bis 15. November dieses Jahres können Kandidatinnen und Kandidaten via Website des SZSV sich anmelden.
Der «Zivilschutzvater» wird verabschiedet
Gunnar Henning erhielt verdientermassen die Ehrenmitgliedschaft des SZSV verliehen. Für seine grossen Verdienste rund um die Sache des Zivilschutzes erhielt der St.Galler Henning nebst der Ehrennadel eine Standing Ovation der Delegierten und Gäste im KKL. «Er ist eben keine Leuchte mit einem Helm obendrauf, sondern eine leuchtende Person mit einem gelben Helm», sagte Stephan Eng in seiner Laudatio. Henning hatte seine Karriere im Zivilschutz Anfang der Achtzigerjahre als Ausbildungschef der städtischen Zivilschutzorganisation begonnen. Eine Karriere, so Eng, welche «viele grundlegende Reformen geradezu überlebt» habe. Mitte der Neunzigerjahre wurde Henning zum Kommandanten der RZSO St. Gallen befördert, die er bis zu seiner Pensionierung leitete. Aber auch im Städteverband, dann im VSZSO und seit Anbeginn im Vorstand des SZSV brachte Henning sein Wissen und seine Persönlichkeit ein. Stephan Eng wörtlich: «Gunnars Begeisterung für den Zivilschutz war sehr ansteckend. Für etliche wurde er so etwas wie zu einem Zivilschutzvater!»
Der Geehrte, dem gleich am Rednerpult ein guter Schluck offeriert wurde, zeigte sich gerührt und doch auch gefasst. Er habe gerne begeistert und habe sich auch gerne begeistern lassen, sagte Henning. «Es war schön und hat riesigen Spass gemacht …!» Danach erhob sich jeder Einzelne im Saal von seinem Sitz.
Drei weitere Persönlichkeiten wurden verdientermassen mit der Freimitgliedschaft geehrt: Marcel Wirz, welcher dem Vorstand des SZSV während sechs Jahren angehörte, erhielt ebenso die Freimitgliedschaft des Verbandes wie das ehemalige Vorstandsmitglied und SZSV-Gründungsmitglied Werner Fischer sowie Hildegard Weber als langjährige engagierte Mitarbeiterin im BABS. Fischer, zugleich Gastgeber der GV, zeigt sich gewohnt launig und in Bestform, als er nach Entgegennahme des Präsentes sagte: «Man hat mir im Verband immer zugehört. Leider hat man nicht immer auf mich gehört…» Gelächter und der Applaus des Saales waren ihm gewiss.
Vernehmlassung ist 130 Seiten dick …
BABS-Vizedirektor Christoph Flury ging in seinem Grusswort kurz auf die Vernehmlassung zur BZG-Revision ein, die mittlerweile abgeschlossen ist. «Es sind aktuell 130 Seiten …», sagte er, um sogleich anzufügen, dass dies ein gutes Zeichen und letztlich Beleg für das grosse Engagement aller Beteiligten sei. Unverändert ist geplant, das Gesetz auf den 1.1.2020 in Kraft treten zu lassen.
Nach gut eineinhalb Stunden wurde die 11. Generalversamlung des SZSV beendet. Nach einem kurzen Apéro begaben sich alle zur Schiffsanlegestelle, um hernach bei allerbestem Wetter auf dem Vierwaldstättersee zu tafeln, zu berichten und einen guten Schluck zu trinken. Bereits am Morgen des Vortages hatte der Vorstand des SZSV im Hotel des Alpes eine Sitzung abgehalten. Dabei verpasste er einerseits der GV den letzten Schliff, diskutierte aber andererseits auch aktuelle Themen. Am Nachmittag dann stand für Vorstand und Ehrenmitglieder die Besichtigung des Picasso-Museums auf dem Programm. Nach einer Erfrischung und dem Zimmerbezug im Hotel wartete schliesslich im «Casino» ein vorzügliches Abendessen.
Zum Vormerken: Die nächste Generalversammlung findet am 29. März 2019 in Aarau statt.