Fachtagung: Abwesende hatten Unrecht
Es war ein gelungener Mix aus Fachreferaten, einer Podiumsdiskussion, Workshops zum Thema Kommunikation und einem äusserst interessanten Besuch des AC-Labors und der ABC-Truppen in Spiez. Auch Networking und der ungezwungene Austausch kamen nicht zu kurz.
Gleich zum Auftakt der dreitägigen Tagung im Eidgenössischen Ausbildungszentrum Schwarzenburg galt es, hellwach zu sein. Verbandspräsident Walter Müller hielt einen Exkurs zum Thema Aussen- und Sicherheitspolitik. Laut Müller, Nationalrat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) in Bundesbern, wird die neutrale Schweiz auch als Verhandlungspartner oder als Gastgeber unverändert geschätzt. «Die Sicherheit der Schweiz ist nicht einfach Selbstzweck oder weil wir Freude haben, Rambo zu spielen», sagte Müller. Es handle sich dabei um eine wesentliche wirtschaftliche Komponente unseres Landes. Der SZSV-Präsident mahnte auch: «Nichts ist sicher! Auch wenn wir glauben, die Souveränität der Staaten sei gesichert, müssen wir uns immer wieder auf Unvorhergesehenes vorbereiten.» Der Zivilschutz sei Teil dieser Aufgabe und geniesse im Ausland ein hohes Ansehen. Darauf dürfe man, bei aller Selbstkritik, durchaus auch stolz sein.
Müller ging auch auf das neue Nachrichtendienst-Gesetz ein und bezeichnete dieses als «Antwort auf die aktuellen Bedrohungen» und als eine moderne, zukunftsgerichtete Gesetzesvorlage. Bezüglich Strategie Bevölkerungsschutz und Zivilschutz 2015+ werde der Verband in den eingesetzten Arbeitsgruppen an vorderster Front mitreden, versprach der Präsident dem Zivilschutzkader. Und er bat um aktive Mithilfe: «Wenn ihr Ideen und Anregungen habt, dann meldet euch bitte.»
Mit 75'000 Dienstleistenden im Soll
Christoph Flury, Stellvertretender Direktor im BABS, wartete mit einigen News aus seinem Bundesamt auf [PPT-Datei]. So erläuterte er den aktuellen Stand der Dinge in den Projekten Bevölkerungsschutz und Zivilschutz 2015+. Beide Organisationen, versicherte er, seien «voll am Arbeiten». Läuft alles nach Plan, soll im Herbst 2015 die offizielle Vernehmlassung stattfinden. Was das Projekt Bevölkerungsschutz betrifft, so soll beispielsweise die Koordination zwischen Bund und Kantonen über eine Stärkung des BABS und der kantonalen Bevölkerungsschutz-Ämter verbessert werden. Gleichzeitig wird laut Flury eine Harmonisierung der Strukturen bei den Kantonen angestrebt. Zum Projekt Zivilschutz 2015+: Die Ausgangslage mache nicht ein völlig neues System erforderlich, sagte Flury. So geht man denn im BABS was die Bestände betrifft davon aus, dass die aktuell 75’000 Dienstleistenden auch künftig reichen sollten. «Der Zivilschutz soll aber schneller zum Einsatz kommen», sagte er. Als strategische Reserve für Extremereignisse wird mit bis zu 40’000 Leuten gerechnet. Was das Dienstleistungssystem betrifft, so kann sich Flury gut vorstellen, dass dereinst beispielsweise ein Zürcher auch im Kanton Schaffhausen Dienst leisten wird, weil ein Systemwechsel just in kleineren Kantonen zu Problemen bei den Beständen führen kann. Eigentlich spreche nichts gegen eine überkantonale Einteilung. Im Sinne einer Vereinfachung und besseren Steuerung soll neu eine klare Trennung zwischen Ausbildung und Einsatz gemacht werden. So sollen etwa Instandstellungsarbeiten nicht mehr als Einsätze gelten.
Obergrenze von 40 Tagen jährlich
Bezüglich Ausbildungssystem soll gelten: Eine einheitliche, gemeinsame Obergrenze für alle Dienstleistenden von insgesamt 40 Tagen Ausbildung pro Jahr. Minimierung der Grundausbildung mit mindestens 10 Tagen sowie eine Verlängerung der Kaderausbildung auf mindestens 10 Tage. Letztere soll mit zertifizierten Abschlüssen und einem praktischen Dienst auch neu gestaltet werden. Laut Flury sollen aber auch die Wiederholungskurse (mindestens 5 Tage) flexibler gestaltet werden, ein Ausbildungscontrolling eingeführt und die Bewilligung von WK’s vereinheitlicht werden. «Und schliesslich soll die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen ausgebaut werden», kündigte der BABS-Vizedirektor in Schwarzenburg an. Stichwort hier: Kompetenzzentren.
Eine Auswahl weiterer Themen, die Christoph Flury im Rahmen seiner umfangreichen Auslegeordnung aufs Tapet brachte:
- Die Studiengruppe Dienstpflichtsystem unter alt Nationalrat Arthur Loepfe ist an der Arbeit, in einer zweiten Phase wird auch der SZSV mit dabei sein und seine Sicht der Dinge einbringen können. Der Schlussbericht ist für Sommer 2015 geplant.
- PISA Zivilschutz sei in Entstehung – «und wird euch ordentlich zu tun geben», kündigte er gleich an. Die Datenmigration der Pilotkantone läuft ab 1. November dieses Jahres, ab 2015, nach Abschluss des Pilot II, sind die weiteren Kantone geplant. Es gilt danach, diverse Schnittstellen zu entwickeln, auch laufen Abklärungen bezüglich Alternativsystem für die Rechnungsführung.
- Programm «Kommunikation mit der Bevölkerung»: Vorsorgeinformationen, Warnung, Alarmierung und Ereigniskommunikation sollen den aktuellen technischen Möglichkeiten und im Hinblick auf die Neuen Medien auch den Gewohnheiten der Bevölkerung angepasst werden. Basierend auf der Grundidee eines Hub «Bevölkerungsschutz» soll die Vorsorgeinformation so ausgebaut werden, dass daran später auch die Ereigniskommunikation «angedockt» werden kann. Im September 2014 werden diesbezüglich Entscheidungsgrundlagen vorliegen. Was die Ereigniskommunikation betrifft, so soll kein eigenes neues System entwickelt werden, vielmehr arbeitet man im BABS mit Bestehendem. Die Einführung ist für Ende 2016 geplant.
- Das BABS produziert neue Displays für den Zivilschutz als stabile, dauerhafte PVC-Blachen. Format «Bande» (200×100 cm) und Format «Plakat» (116.5×170 cm), alle Displays dreisprachig. Diese Werbemittel in eigener Sache werden an die Kantone respektive die Zivilschutzorganisationen kostenlos ausgeliehen und können beim BABS bezogen werden.
Engagiertes Podium zu Dauerbrenner
Den Nachmittag des ersten Tages an der Fachtagung lancierte eine Podiumsdiskussion zu einem der Dauerbrenner-Themen im Zivilschutz: Das Material und dessen Beschaffung. Unter der Leitung von Reto Scacchi, Militär und Zivilschutz Basel-Stadt und Ausbildungschef des Basler Zivilschutzes, diskutierten sechs direkt Involvierte:
- Heinz Herzig, Fachbereich Strategie im BABS und zwischenzeitlich Mitglied in der Arbeitsgruppe Material.
- Kurt Hodel, Leiter kantonales Zeughaus Zürich.
- Peter Jurt, stv. Kommandant Zivilschutz Emme und im Luzernischen Mitverantwortlicher in der Materialfrage.
- Walter Zesiger, Ausbildungschef Zivilschutz im Kanton Bern.
- Thomas Stettler, Amt für Militär und Zivilschutz im Kanton Zürich.
- Herbert Götschmann, BABS, in der Ausbildung von Instruktoren tätig und ebenso im Projekt Materialforum.
Zu Beginn ging es um die Rolle und Aufgaben der jeweiligen Partner. So sieht Walter Zesiger das Materialforum als eigentlichen Stützpunkt zu besagtem Thema. Das Forum gehe in die Operabilität hinein, schliesslich soll das Material in Ausbildung und Einsatz das gleiche sein. «Für mich als kantonaler Ausbildungschef ist das Forum ein günstiger Bezugsort», so Zesiger. Aus der Sicht von Heinz Herzig ist der Beitritt des BABS zum Materialforum zu Beginn dieses Jahres zumindest «ein erster Schritt in die richtige Richtung». Aus seiner Sicht darf der Bund sich künftig aber ruhig noch prominenter in der Materialfrage engagieren – nicht nur als Dienstleister, sondern auch als Beschaffer. Kurt Hodel vom Materialforum versuchte aufzuzeigen, wo man in dieser Frage überhaupt steht. Er erläuterte Organigramm, Rahmenverträge, Lieferfristen und gewährte einen Einblick hinter die Kulissen des Forums.
Wie eine Frage aus dem Plenum zeigte, herrscht offenbar immer wieder Unklarheit darüber, wer denn überhaupt konkret die Anlaufstelle im Materialforum ist. Der Gesprächsleiter betonte, dass man sich in einem fliessenden Prozess befinde. «Weil noch immer Zivilschutzorganisationen ins Forum aufspringen, müssen die Materialverantwortlichen mit einem ständig veränderten Mengengerüst arbeiten. Das macht die Sache nicht einfacher und planbarer ... » Ein Umstand, den Kurt Hodel bestätigte, versucht man doch, Material-Tranchen auf drei Jahre hinaus zu planen. In der Realität ein sehr schwieriges Unterfangen. Just aus diesem Grund, auch dies als Replik auf eine Frage aus dem Plenum, ist es enorm schwierig, Angaben zum möglichen Liefertermin zu machen. Laut Kurt Hodel ist das Problem zwar erkannt, aber es sei mitunter auch ein Kommunikationsproblem, wenn man den Kantonen sehr wohl zurückmelde, man könne nicht fristgerecht liefern, und diese Auskunft dann nicht bis ganz an die Basis gelange. «Aber wir tun stets unser Möglichstes», versicherte er.
Fehlt ein Gesamtkonzept?
Thomas Stettler griff die Frage der Miliztauglichkeit auf. Mit einem Grundkurs Materialwart in der aktuellen Form sei man auf dem falschen Dampfer, sagte er. Ein ausgebildeter 20-jähriger Mechaniker nütze ihm nichts, wenn dieser unzuverlässig sei. «Ich möchte gern eine reife Persönlichkeit, die die Zusammenhänge kennt, die sich der Verantwortung bewusst ist.» Ein Redner aus dem Plenum äusserte sich auch dahingehend, dass bezüglich Materialbeschaffung unverändert ein Gesamtkonzept fehle. Es müsse ein für alle Beteiligten verbindliches Papier geschaffen werden, nur so komme man in dieser Frage endlich weiter. «Es gibt ganz bestimmt Handlungsbedarf», bilanzierte Reto Scacchi die engagierte Debatte. Er wünsche sich, dass die Befürchtungen und Ängste der Zivilschützer mit in die Arbeitsgruppen genommen würden. Man sei aber auf dem richtigen Weg – wenn man auch bereit sei, aus gemachten Fehlern zu lernen.
Kulturgüterschutz ist wichtig
Und weiter gings in diesem enorm üppigen und umfangreichen Programm des ersten Tages. Rino Büchel vom BABS gab Einblicke in Sachen Totalrevision des Kulturgüterschutz-Gesetzes [PDF-Datei]. Das Gesetz, welches von der Landesregierung im November letzten Jahres und vom Nationalrat Mitte März dieses Jahres verabschiedet wurde, heisst neu wie folgt: «Bundesgesetz über den Schutz der Kulturgüter bei bewaffneten Konflikten, bei Katastrophen und in Notlagen.»
So wird neu gelten, dass Kulturgüter von nationaler Bedeutung mit einem einzeln angebrachten Schild gekennzeichnet werden. Kulturgüter, die unter Sonderschutz stehen, werden mit einem dreifach wiederholten Schild gekennzeichnet. Kulturgüter, die unter verstärkem Schutz stehen, erhalten mindestens ein Schild. Es versteht sich gemäss Büchel, dass jede Region das Kennzeichen ihrer Sprache verwendet.
Gleich anschliessend ging Oblt Sandro Magistretti auf die konkrete Umsetzung des Kulturgüterschutzes in der Stadt Zürich ein [PDF-Datei] und rundete das Thema somit adäquat ab.
Ein wachsendes Phänomen
Den enorm lehrreichen und spannenden Tag rundete Professor Hans-Jörg Stark mit seinem Referat zum Thema «Crisis Mapping – Entwicklungen und Möglichkeiten» [PPT-Datei] ab. Als Crisis mapping bezeichnet man laut Wikipedia die Sammlung, Analyse und Darstellung von Daten während und nach Ereignissen wie einer (Natur-)Katastrophe oder einem sozialen oder politischen Konflikt. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, Landkarten von der betroffenen Region in möglichst kurzer Zeit der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Am Beispiel des verheerenden Erdbebens in Haiti erläuterte Stark anschaulich, wie sehr man damals auf eben diese Unterstützung angewiesen war. Nicht weniger als zweitausend Freiwillige und 20 Organisationen aus 49 Ländern haben seinerzeit geholfen. Stark: «Man hatte relativ rasch aktuelle Luft- und Satellitenbilder. Anhand der Bilder wurden Schäden erkannt, in einer öffentlichen Internetkarte markiert – und so entstand innerhalb weniger Tage ein Stadtplan dieses Gebiets. Nachweislich konnten dank dieser Grundlage Leben gerettet werden.» Der Professor sprach im Zusammenhang mit diesem Phänomen von einem «sich selber organisierenden Organismus».
Milliardenindustrie entsteht
Den zweiten Tag des Seminars in Schwarzenburg eröffnete Michael Wieser, Leiter Aufsichtsbereich Entsorgung im Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI). Er referierte zum Thema «Rückbau und Sicherheit» und erläuterte die Thematik der Stilllegung eines Kernkraftwerks aus Sicht der Aufsichtsbehörde. «Für uns entscheidend ist die Sicherheit, nichts anderes», unterstrich Wieser. Umso wichtiger für eine reibungslose Stilllegung sei deshalb ein klares Regelwerk. Bezüglich Kernkraftwerk Mühleberg sprach Wieser von einem auf eine Dauer von 10 bis 15 Jahren angelegten Infrastrukturprojekt und einem Kostenrahmen von ungefähr 800 Millionen Franken. Kein Wunder, hielt er fest: «Bezüglich Stilllegung von Kernkraftwerken ist eine Milliardenindustrie am Entstehen.»
Kommunikation ist (fast) alles
Der restliche Dienstagvormittag war ganz und gar dem Thema Kommunikaton in all seinen unterschiedlichen Facetten gewidmet. In verschiedenen Workshops à 150 Minuten oder 2×75 Minuten konnten die Tagungsteilnehmer an ihrer Begabung im schriftlichen und mündlichen Umfang mit dem Wort feilen. Angeboten wurden etwa Kurse in «Atem und Sprechtechnik», ein «Redetraining Rhetorik», «Leadership naturel» für die Teilnehmer aus der Westschweiz, «Von der Info zur Verständigung» oder auch das Thema «Rapid Reading», wo manch einer erstaunt feststellte, dass er ja viel schneller lesen – und trotzdem den Inhalt verstehen – kann, als er bis dato gedacht hatte.
Jedenfalls war man sich beim gemeinsamen Mittagessen im EAZ allenthalben einig: Die Thematik «Kommunikation» war sehr gut gewählt, jede und jeder konnte für sich persönlich etwas aus den Kursen mitnehmen. Denn die richtige und punktgenaue Ansprache bezüglich Inhalt und Tonalität ist zentral just für Zivilschutzkader.
Exklusive Einblicke ins Labor Spiez
Am Nachmittag gings schliesslich mit zwei Bussen nach Spiez, zu einem weiteren Highlight des Seminars: Einen halben Tag lang erhielt man im AC-Labor Spiez Einblicke in die verschiedensten Arbeitsbereiche. Das Labor Spiez ist das Schweizerische Institut für ABC-Schutz. Mit seinen Fachkenntnissen unterstützt es die Aktivitäten der Schweiz in den Bereichen Rüstungskontrolle und friedenserhaltende Massnahmen. Die Vision mag unrealistisch klingen, aber die Verantwortlichen im Institut halten unbeirrt an ihrer Vorgabe fest: Eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen. Den Seminarteilnehmern wurde beispielsweise an einem Posten sehr anschaulich die Grundlagen der ABC-Dekontamination gezeigt. Die Mittel der Dekontaminationszüge und verschiedene Instrumente der humanitären Minenräumung wurden an den nächsten Posten anschaulich und kompetent geschildert. Die weiteren Stationen: Das Speziallaboratorium sowie das Sicherheitslabor als eigentliches Kernstück der Anlage, welches deshalb logischerweise auch nur von aussen besichtigt werden durfte. Den eindrücklichen Nachmittag rundete Dr. Peter Siegenthaler ab. Im Prüflabor für chemische Kampfstoffe betreibt das Labor Spiez eine international anerkannte Prüfstelle zur Untersuchung von Proben auf Spuren eben dieser Kampfstoffe. Höchst eindrücklich seine Schilderungen bezüglich mutmasslichen – und später bewiesenen – Chemiewaffeneinsätzen in Syrien.
Der Herausforderungen sind viele ...
Den letzten halben Tag des Seminars lancierte Dr. Tillmann Schulze zum Thema «Bevölkerungsschutz 2025: Trends und Herausforderungen». Er ist Leiter Urbane Sicherheit der Ernst Basler + Partner AG in Zollikon und als Mitglied der Sicherheitskommission in der Gemeinde Maur auch mit kommunalen Fragen in diesem Zusammenhang bestens vertraut.
Er betonte während seines spannenden Auftritts, dass man im Kontext mit dem Bevölkerungsschutz nicht von den üblichen Trends, sondern bereits von Megatrends spreche. Diesbezüglich nahm er verschiedene Begriffe etwas genauer unter die Lupe. Im Zusammenhang mit der weltweit stattfindenden Urbanisierung stellt sich etwa aus Sicht des Bevölkerungsschutzes die Frage, ob Städte, die ja permanent an Bedeutung zunehmen, auch wirklich gleichberechtigte Partner innerhalb des Systems sind. Und ob der Zivilschutz in den Städten wirklich auf die besonderen Herausforderungen urbaner Räume vorbereitet ist. Oder die Informationstechnologie: Hat künftig jede Zivilschutzorganisation ihren eigenen Roboterhund? Stichwort Ressourcenverknappung: Wie gut ist der Zivilschutz auf mögliche Stromausfälle vorbereitet?
Das Fazit des Spezialisten: Die Schäden als Folge von Katastrophen und Notlagen werden künftig grösser und die Ereignisse komplexer. Zwar sei die Gesellschaft immer weniger bereit, deren Folgen zu akzeptieren – es ist aber gleichzeitig ein hochattraktiver Markt, den immer mehr Akteure «bewirtschaften»: Die klassischen Organisationen im Bevölkerungsschutz genauso wie immer mehr private Sicherheitsunternehmen. Die Folge ist gemäss Schulze klar: «Es wird einen Kampf um die besten Köpfe geben! Der Bevölkerungsschutz funktioniert nur, weil wir hier sehr gute Köpfe haben.»
Die Psyche des Schiris
Äusserst unterhaltsam und lustvoll schliesslich der das Seminar abrundende Auftritt von Bruno Grossen [PDF-Datei], vielsagend betitelt mit «Der Schiedsrichter – Seiltanz zwischen den Fronten». Der ehemalige Spitzenschiri ist heute in Teilzeit Ausbildungschef der Schiedsrichter in der Schweiz «und deshalb Schuld für alle Fehlentscheide auf allen Plätzen in der Schweiz ... », wie er zynisch anfügte. Und weiter: «Sie können mich während des Referats auspfeifen, buhen – kein Problem. Das bin ich mir gewohnt. Ich rechne auch nicht mit einem Applaus am Ende.» Den gabs dann eine Stunde später aber trotzdem, und er war mehr als verdient. Grossen hatte intime Einblicke in die Psyche, in die Freuden und Leiden eines Schiedsrichters gegeben.
Sind Mehrtäger zu wenig attraktiv?
lieb noch das Fazit von Martin Erb, der mit seiner Technischen Kommission die zweieinhalb Tage im EAZ Schwarzenburg erst möglich gemacht hatte: Er hoffe, sagte er, dass die Anwesenden ihre fachtechnischen und methodischen Kompetenzen hätten erweitern können. Und dass auch das Netzwerken und der Austausch von Erfahrungen nicht zu kurz gekommen sei. Und er stelle die Frage, weshalb die eintägigen Fachtagungen jeweils immer sehr gute Teilnehmerzahlen aufwiesen – 120 bis 160 Personen – die TK an den mehrtägigen Seminaren aber Mühe bekunde, die gewünschte Anzahl Teilnehmer zu erreichen.
Wobei den Feedbackbogen, den er verteilte, eigentlich ja die Abwesenden auszufüllen hätten. Und die hatten, ist man als Seminarbesucher geneigt zu sagen, einmal mehr Unrecht. Das Gebotene in Schwarzenburg war den Preis mehr als Wert.
Zum Vormerken: Die nächste Fachtagung findet am 12. Mai 2015 im Zentrum Löwenberg in Murten statt.
Christoph Flury, Stv. Direktor BABS: Aktuelle News aus dem BABS. [.ppt]
Rino Büchel, Chef Kulturgüterschutz beim BABS: Kulturgüterschutz. [.pdf]
Oblt Sandro Magistretti, C FB Kulturgüterschutz und Log Verpflegung: Der Kulturgüterschutz und die Umsetzung in der Stadt Zürich. [.pdf]
Professor Hans-Jörg Stark: Crisis Mapping – Entwicklungen und Möglichkeiten. [.ppt]
Bruno Grossen, Ausbildungschef Schiedsrichter: Seiltanz zwischen den Fronten. [.pdf]