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«Urgestein» Martin Erb für seine Verdienste geehrt

Am 29. März hielt der Schweizerische Zivilschutzverband (SZSV) in Aarau seine 12. Generalversammlung ab. Die von der ZSO aargauSüd perfekt organisierte Veranstaltung vor 123 Anwesenden stand ganz im Zeichen der Verabschiedung von Martin Erb aus dem Vorstand und als Chef der Technischen Kommission (TK).

Grossaufmarsch im Aarauer Grossratssaal an der Generalversammlung des SZSV. Mehr als 120 Teilnehmende waren zugegen, als Präsident Walter Müller die 12. GV des Verbandes eröffnete. Es ist kein Geheimnis, dass er sich gemeinsam mit den Kantonen grosse Sorgen macht um die künftigen Bestände, sind doch die Rekrutierungen von Jahr zu Jahr rückläufig und in den letzten Jahren «regelrecht eingebrochen», wie Müller sagte. Er bezeichnete es als «grosses Ärgernis», dass es immer mehr Zivildienst-Leistende gebe, die Bestände von Armee und Zivilschutz aber immer kleiner würden. Der SZSV-Präsident: «Hier sind deutliche Korrekturen angebracht.» Sicher sei, dass man mit einer simplen Verlängerung der Dienstdauer die Falschen bestrafe. Er ist überzeugt: Die Alimentierung des Zivilschutzes muss langfristig angegangen werden.

01 Walter Mueller tn 02 Franziska Roth tn 03 Maja Riniker tn

Walter Müller, der im Übrigen auf seine Ausführungen im präsidialen Jahresbericht verwies, ging auch auf die BZG-Revision ein. In der von ihm persönlich präsidierten Subkommission komme man gut voran. «Wir konnten aus Sicht des Zivilschutzes und der Kantone einige wichtige Fragen klären», sagte Müller in Aarau. Besagte Kommission wird nun bis Ende April 2019 der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates die notwendigen Änderungen in der Gesetzesrevision vorschlagen.

Es gelte, den Stellenwert des Zivilschutzes in der Öffentlichkeit weiter zu stärken, hielt Müller fest. «Denn wir dürfen auf unsere Leistungen stolz sein!» Mit der Wahl zum «Zivilschützer des Jahres» setze man diesbezüglich einen Markstein.

Modernisierung des Zivilschutzes

An der Aargauer Regierungsrätin Franziska Roth, Vorsteherin Departement Gesundheit und Soziales, war es danach, den Zivilschutz ihres Kantons näher vorzustellen, und damit die Arbeit von 7300 Zivilschutz-Dienstleistenden. Für die Bewältigung von Grossereignissen sei man mit dem Kantonalen Katastrophen Einsatzelement (KKE) bestens gerüstet. «Auf dieses Dispositiv sind wir stolz», unterstrich Franziska Roth. Gemeinsam mit dem Kanton Solothurn habe der Aargau überdies das Konzept der sogenannten Notfalltreffpunkte entwickelt. Bei ausserordentlichen Ereignissen können diese als Anlaufstelle für die Bevölkerung dienen oder als Besammlungsort für eine mögliche Evakuierung. Im Aargau gibt es laut der Regierungsrätin aktuell 300 solche Treffpunkte für 211 Gemeinden. «Treffpunkte», so Franziska Roth, «die beispielhaft sind für die weitere Modernisierung von Bevölkerungs- und Zivilschutz.» Sie dankte allen Anwesenden für ihr Engagement.

Ausbildungsstruktur ist entscheidend

Maja Riniker, Aargauer Grossrätin und Präsidentin der Kommission für Öffentliche Sicherheit (SIK), erinnerte an die heftigen Unwetter und Überschwemmungen im Raum Zofingen im Juli 2017. Dieses Ereignis habe gezeigt, dass der Aargauer Zivilschutz bereit sei, wenn es zähle, seien damals doch 14 der 21 aargauischen ZSO’s im Einsatz gestanden. «Als SIK-Präsidentin bin ich auf diese Einsatzbereitschaft sehr stolz», sagte Riniker. Nicht ohne Grund habe der Aargau letztes Jahr auch 8,3 Mio. Franken für eine Teilsanierung und Erweiterung des Zivilschutzausbildungszentrums Eiken gesprochen. Im ZAZ, so Maja Riniker, würden auch Polizei, Feuerwehr oder Organisationen aus Deutschland ausgebildet. «Und eine gute Ausbildungsstruktur ist die Voraussetzung für einen einsatzfähigen Zivilschutz», schloss sie ihre Rede, ebenfalls den Einsatz aller Anwesenden verdankend.

04 Martin Erb tn 05 Reto Scacchi tn 06 Stephan Eng tn

Müller: «Mehr Frauen braucht der Zivilschutz»

Bevor der SZSV-Präsident auf die eigentlichen Traktanden der Generalversammlung einging, nahm er die Voten seiner Vorrednerinnen auf und nutzte sie für Werbung in eigener Sache: «Ich wäre sehr froh und begeistert, mehr Frauen im Zivilschutz zu haben! In der Not denken Frauen anders und sie handeln anders als Männer.»

Das Protokoll der GV 2018 wurde einstimmig genehmigt, an der GV 2019 anwesend waren 275 Stimmen (absolutes Mehr: 138). Sämtliche Anwesenden erhoben sich für eine Gedenkminute für Ernst Binder. Das ehemalige Vorstandsmitglied und Freimitglied des SZSV war im Dezember 2018 überraschend verstorben. Als Neumitglied begrüsst wurde die ZSO Wiggertal. Damit gehören dem Verband nun 99 Zivilschutzorganisationen an.

Erb: «Es braucht nun frischen Wind»

TK-Präsident Martin Erb appellierte an die Anwesenden, sich für die Fachtagung am 28. Mai in Olten anzumelden, denn noch entspricht der Stand der Anmeldungen nicht den gewohnt hohen Erwartungen. Er blickte im Rahmen seines Jahresberichtes auf die Fachtagung 2018 zurück, mit rund 200 Teilnehmenden und guten Rückmeldungen. Und er dankte allen in der Technischen Kommission für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren. «Es braucht nun frischen Wind», so Erb, der in seiner Amtszeit als TK-Präsident insgesamt 14 Fachtagungen zu verantworten hatte, davon drei dreitägige Seminare. Er hat verschiedenste Vernehmlassungen zu Handen des BABS verfasst. Und da war noch so einiges mehr ... «Es war dies mein letzter Rückblick als TK-Chef», schloss Martin Erb, bevor er TK, BABS, Vorstand und den Mitgliedern des SZSV seine Dankesworte aussprach. Walter Müller wiederum verdankte die «grosse Arbeit» des scheidenden TK-Präsidenten, aus dem Plenum gabs grossen Applaus dafür.

07 Blick ins Plenum tn 08 Ausschreibung tn 09 Ronald A Rickenbacher tn

Zonen sollen noch präsenter sein

In seiner Funktion als Zonenkoordinator blickte auch Reto Scacchi auf das vergangene Jahr zurück. Es sei unter anderem darum gegangen, die Strukturen zu stabilisieren und eine nähere Anbindung zur Technischen Kommission zu realisieren. Dass man den Zivilschutz und die Arbeit an der Basis, also in den Zonen, im vierteljährlich erscheinenden Verbandsorgan «Zivilschutz Schweiz» bekannt machen könne, sei gut und wichtig, so Scacchi. Für die Zukunft wünscht er sich eine noch verstärktere Präsenz aller Zonen in besagtem Organ und regelmässig aktuelle Berichte auch im Zonenbereich auf der SZSV-Website. Walter Müller verdankte die Arbeit von Reto Scacchi. Die grossen Fussstapfen seines Vorgängers Gunnar Henning fülle er gut aus!

Die Versammlung hiess in der Folge alle drei Jahresberichte – Präsident, TK und Zonen – in globo und einstimmig gut.

Kritische Rückmeldungen zu Jahresrechnung

Stephan Eng als Finanzverantwortlicher des SZSV präsentierte die Jahresrechnung 2018, die einen Verlust von 40745 Franken ausweist. Verschiedene Votanten, insbesondere Alfred Haab, Kommandant der ZSO Albis, hinterfragten das Ergebnis kritisch. So standen die Ausgaben für die GV 2018, die deutlich mehr kostete als eigentlich budgetiert, ebenso in der Kritik wie beispielsweise die Kosten für Webunterhalt, Druckerzeugnis und die Verbandskommunikation ganz allgemein.

Zwar versuchte der Vorstand aufzuzeigen, dass er in den letzten Jahren deutliche Mehrleistungen erbracht hat und dass insbesondere die Schaffung der Zonen auf verschiedenen Ebenen auch mehr Kosten verursachte. «Wir werden inskünftig aber auch alles daran setzen, dass solche Kostenüberschreitungen nicht mehr vorkommen!», versprach Stephan Eng. Zwar werde man gemäss Budget im laufenden Jahr wohl noch keine ausgeglichene Rechnung präsentieren können – für 2020 indes sei dies das unabdingbare Ziel.

Die Rechnung 2018 wurde bei 36 Gegenstimmen gutgeheissen.

10 Abstimmung tn 11 Franco Giori tn 12 Vorstand tn

Ronald A. Rickenbacher ersetzt Martin Erb

Für den scheidenden Martin Erb schlug der Vorstand Ronald A. Rickenbacher vor, Kommandant der ZSO Wettingen-Limmattal. Der 34-Jährige aus dem aargauischen Brunegg stellte der Versammlung die Beweggründe für sein Engagement im SZSV kurz und prägnant vor. So sei es nicht Zufall, dass er zur GV in der Uniform erschienen sei, sagte Rickenbacher. «Es zeigt die Verbundenheit zu diesem Verband, denn es ist mir ein zentrales Anliegen, die Interessen des Zivilschutzes mit Leib und Seele zu vertreten.»

Die Versammlung wählte Ronald A. Rickenbacher diskussionslos und einstimmig als neues Vorstandsmitglied und – ebenfalls als Nachfolger von Martin Erb – als neuen Präsidenten der Technischen Kommission.

Die Investitionen waren berechtigt

Vizepräsident Franco Giori ging näher auf das Tätigkeitsprogramm des Verbandes im Jahr 2019 ein. So ist es wiederum das Ziel, ein Treffen der SZSV-Spitze mit der Vorsteherin des Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) zu realisieren. An der Fachtagung Ende Mai wird der Schleier gelüftet, welchen der drei Finalisten die Jury zum «Zivilschützer des Jahres 2019» küren wird. Darüber hinaus versprach Giori, man werde sämtliche Strukturen überprüfen, das Angebot für die Mitglieder ausbauen und auch verstärkte Marketingmassnahmen ins Auge fassen

All dies kostet eben auch, wie Walter Müller (nochmals) betonte. Man habe berechtigterweise investiert: in die Anerkennung, auch in die Pflege des Images. «Diese Massnahmen werden sich rechnen, wenn deswegen das Gewicht des Zivilschutzes gestärkt wird.» Die geäusserte Kritik, betonte der Präsident, sei in Ordnung. «Das macht uns als Verband nur stärker.»

13 Christoph Flury Martin Erb tn 14 Alfred Haab tn 15 Martin Erb tn

Budget 2019 sieht noch ein Minus vor

Das Budget 2019 sieht – bei unveränderten Mitgliederbeiträgen – noch ein Minus von 15000 Franken vor, wie Stephan Eng erläuterte. Mit dem erwähnten Ziel, ab 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen, will man laut dem Finanzverantwortlichen detailliert prüfen, wie die Fixkosten reduziert werden können. Alfred Haab, der auch bei diesem Traktandum das Wort ergriff, hätte da schon den einen oder anderen Lösungsansatz: Er stellte den Antrag, das Budget nur mit dem Zusatz zu genehmigen, dass innert Jahresfrist sämtliche Kommunikationskosten auf allen Stufen überprüft würden. Die Versammlung hiess seinen Anftrag und damit auch das Budget mit vier Gegenstimmen gut.

Standing Ovations für Martin Erb

Vorstandsmitglied und BABS-Vizedirektor Christoph Flury hatte die angenehme Pflicht, Martin Erb zu verabschieden und dessen «ungemein engagierte Arbeit» für Bevölkerungs- und Zivilschutz sowie für den Verband zu würdigen. Er bezeichnete Erb in launigen Worten als «Urgestein des Zivilschutzes». Als einen, der ungemein viele Veränderungen erlebt und Stürmen standgehalten habe. Es sei sein Herzblut und seine Standfestigkeit für die Sache, die ihn stets ausgezeichnet habe, sagte Flury.
In der Folge skizzierte Flury Martin Erbs Schaffen anhand der einen oder anderen Anekdote, seit dieser vor mehr als 30 Jahren in den Winterthurer Zivilschutz eingetreten sei. Und er machte klar, dass Martin Erb am SZSV, wie er heute dasteht, «massgeblich mitgebaut» hat.

Martin Erb dankte Hansueli Locher und seiner Gattin für Vertrauen und Verständnis. Und wurde am Ende, nachdem er von den Anwesenden im Aarauer Grossratssaal verdientermassen eine Standing Ovation erhalten hatte, doch von seinen Gefühlen übermannt. Die Anwesenden wählten Martin Erb einstimmig und mit besagter Akklamation zum Ehrenmitglied des SZSV.

An der Fachtagung im Mai wird er zwar noch vor Ort sein, hat er sie doch mit seinem Team von A bis Z aufgegleist, danach wird er aber auch in der TK das Zepter endgültig übergeben.

16 Manuela Basso tn 17 Frederic Voirol tn 18 Gruppenbild tn

Flurys Lob für des Präsidenten Arbeit

Christoph Flury ging in der Folge auf drei aktuelle Punkte ein, die ihm wichtig sind. So lobte er explizit das wichtige und erfolgreiche Engagement von Walter Müller in der Subkommission, welche die BZG-Revision wieder auf Kurs bringen soll. «Unser Präsident hat die Zügel fest in der Hand!» Wahrscheinlich könne man den Zeitplan nicht ganz einhalten, sagte Flury, viel wichtiger aber sei, dass man am Ende ein gutes Gesetz erhalte. Diesbezüglich zeigte er sich optimistisch.

Mit Blick auf den Einbruch der Bestände macht das BABS aktuell eine Auslegeordnung. Eine Arbeitsgruppe hat den Auftrag, bis 2020 zu prüfen und zu analysieren und konkrete Lösungsvorschläge vorzulegen. Auch Christoph Flury findet den Ansatz, dass diejenigen, die schon Dienst leisten, mit einer längeren Dienstzeit «bestraft» werden, nicht in Ordnung.

Was den Zustand der Schutzräume und Schutzanlagen betrifft, so ist für ihn klar: «Wir müssen unserer Infrastruktur Sorge tragen.»

In allgemeine Dankesworte eingebettet war die Präsentation von Frédéric Voirol, der für die nächste Generalversammlung des SZSV verantwortlich zeichnen wird. Diese findet am 3. April 2020 in Biel statt.

Die von der ZSO aargauSüd perfekt organisierte Veranstaltung, die schon am Vortag mit einem vielfältigen Programm für Vorstand und Ehemalige überzeugt hatte, ging nach diesem offiziellen Teil weiter mit einem leckeren Mittagessen in der Kaserne Aarau und einem Konzert des Rekrutenspiels 16-1/2018, bevor eine Besichtigung des Rekrutierungszentrums Aarau und des KKE am Nachmittag die 12. ordentliche GV des SZSV beschloss.